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Das Mittelschiff und seine Architektur

Das Mittelschiff zeigt mit seinem sächsischen Stützwechsel die Architektur der frühen Romanik.
Auffällig ist, dass die Würfelkapitelle der Säulen unterschiedliche Gestaltungen aufweisen. Warum dies so ist, lässt sich heute schwerlich nachvollziehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgte diese Formgebung bereits im zeitlichen Ablauf des Baugeschehens und hatte eine liturgische Bedeutung. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer späteren nachträglichen Bearbeitung. Dafür spricht, vom Chor aus betrachtet, die letzte Säule der Südseite. Deren Kapitell zeigt Reste einer Bemalung mit einem Muster, das bei den Nebenstehenden in den Stein gearbeitet wurde. Ähnliches gilt für die unterschiedlichen Ausformungen der Basen. Die Schäfte hingegen stören mit ihrer groben Oberfläche das Gesamtbild. Ein Vergleich mit den Säulen in den Fenstern des Westwerkes macht dies überdeutlich. Bei genauer Betrachtung der Unterkante der Kapitelle als auch der Oberkante der Basen ist eine ca. ein Zentimeter den Schäften überragende umlaufende geschliffene Fläche bemerkenswert. Dafür gibt es aus konstruktiver Sicht nur eine logische Erklärung. Die Säulen waren mit Fresken gestaltet. Mit anderen Worten, sie waren geputzt und farbig bemalt. Ein Beispiel für eine derartige Ausführung liefert die Basilika St. Julien in Brioude (Frankreich), die der gleichen Architekturepoche zuzurechnen ist. Die Pfeiler beider Seiten, die sich zwischen den Säulen befinden, verfügen über Veränderung im Mauerwerk in Richtung Altar. Bei näherer Betrachtung kann eine rechteckige Ausarbeitung festgestellt werden. Im Originalzustand waren an diesen Stellen Reliefs eingelassen. Über ihren Inhalt kann derzeit keine konkrete Aussage getroffen werden.
Die Beschädigungen an den letzten Kapitellen wurden durch den Einbau einer Empore im 18. Jahrhundert verursacht. Auf dieser war auch eine Orgel installiert. Notwendige Sanierungsarbeiten am Turm verlangten den Abriss der gesamten Empore einschließlich der Orgel. Dies förderte die Malerei des einen Kapitells und die Beschädigung des Anderen zu Tage. Sichtbar wurde auch das Westwerk. Dies ist aber Thema des folgenden Beitrages. Liturgische Bedeutung hatte auch das sich unterhalb der oberen Fensterreihe befindliche Gesims. Es symbolisiert die Trennung von Himmel und Erde. Der „Himmel“ war mit Bildern aus der biblischen Geschichte gestaltet. Einzelne diesbezügliche Reste von Malerei sind derzeit noch sichtbar.
An dieser Stelle soll auf die nicht mehr vorhandenen Teile des Gebäudes, den Querhäusern, hingewiesen werden. Sie wurden während des großen Umbaus Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts teilweise abgebrochen und das Bauwerk so in der Breite hinter den Säulenreihen begrenzt.
Damit der notwendige Platz in der Kirche für die stark gewachsene Bevölkerung gewährleistet werden konnte, wurde eine Empore vom Westwerk bis zur Vierung installiert. Zu diesem Zweck wurden u.a. zur Aufnahme einer Balkenkonstruktion Löcher in die Kapitelle geschlagen und die romanischen Oberlichter gegen die derzeitigen Fenster ausgetauscht.
Um den Aufgang zur Empore zu gewährleisten wurden eine nördliche und eine südliche Treppe in den Seitenschiffen installiert. Damit die Gläubigen ihre Plätze überhaupt erreichen konnten mussten zwei Bögen im Durchgang abgeschrägt, also geschwächt, werden. Trotzdem war der Zugang, freundlich gesagt, beschwerlich. Bei dieser Konstruktion war die Teilnahme am Gottesdienst aufgrund eingeschränkter Sicht zum Altar auch nur schwer möglich. Der zur Verbesserung dieser Situation und der damaligen Mode entsprechend, errichtete hölzerne Hochaltar dürfte alles in allem kaum eine signifikante Veränderung zum Positiven herbeigeführt haben.
Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte ein umfangreicher Umbau der Kirche. Die Seitenschiffe wurden neu errichtet, wobei eine Anlehnung an die mittelalterliche Architektur erfolgte.
In diesen Zusammenhang wurde der Eingang auf die Nordseite, der Kircheninnenraum mit Altar, Kanzel, Taufbecken und Bestuhlung neu gestaltet. Diese Ausgestaltung ist bis zum heutigen Tage existent.